16.04.Start: 04:30
Tja, endlich war es so weit. Ich hatte mir meinen momentan größten Wunsch erfüllt und einen Triumph Herald in Serbien, Nis, ca. 886 Kilometer von zu Hause entfernt, gekauft.
Zustand, naja. Auf den Fotos schön, in Wahrheit stark von Rost ergriffen.Schon die Bergung war eine Aufgabe. Strassenbauarbeiten verhinderten ein normales ausfahren aus der Garage. Der Herald musste irgendwie über teilweise 130cm breite Reste der Fahrbahn gebracht werden. Der Graben daneben gute 50 cm tief.
7 Personen hoch haben es letztendlich ohne Schaden geschafft.
Laderaum vom Pajero noch mit Ersatzmotor, Lichtmaschine, Starter, Traggelenke und sonst noch allerlei nützliches Zeug vollgeladen und ab Richtung ungarische Grenze.17.04. Ankunft Grenze Ungarn 6:30
Nach 4 Stunden Schlaf im Auto auf irgendeiner Raststation an der ungarischen Grenze angekommen. (Raststationen auf der Autobahn werden von Security überwacht, also problemlos)
Laut meinen vor der Fahrt eingezogenen Erkundigungen bei ÖAMTC, Zollamt und Oldtimerfachleuten sollte der Grenzübertritt eigentlich kein Problem darstellen. Verzollen und weiter.
OW. Oder was.
Für die Ausfuhr aus Serbien werden Papiere einer Spedition benötigt. Der Zöllner schickte mich zu diesem Behufe zu einem nahegelegenen Gebäude, in dem Vertreter mehrerer Speditionen zugegen waren. Wozu diese dort waren, entzieht sich meiner Kenntnis. Jedenfalls waren sie nicht in der Lage irgendwelche Papiere auszustellen. Sie schickten mich dafür zu der nahe gelegenen Stadt Subotica (gesprochen Sobotiza) weiter, in der mehrere Speditionen ansässig sind.
Fein. Es war ca. 7:30 Sonntag morgen und natürlich hatte wegen mir keine Spedition geöffnet.
Der ursprüngliche Plan Sonntags wieder zu Hause zu sein hatte sich somit erledigt.
Erstmal fuhr ich durch die Stadt um Speditionen ausfindig zu machen und mir danach ein Quartier zu suchen.
In dem Hotel lernte ich dann den ersten sehr netten Serben kennen, der mir viel über Land und Leute erzählte und mir Subotica zeigte.
18.04. 9 Uhr
4 Speditionen abgeklappert. Entweder konnte niemand Deutsch oder Englisch – wobei man mit Deutsch in Serbien ohnehin nicht weit kommt – oder sie fertigten solche Papiere nicht an.
Erst die 5.Spedition konnte mir wenigstens sagen, dass sie solche Papiere nicht ausstellen kann.
Speditionspapiere für ein Auto ausstellen kann nur eine Spedition, die in der Region, in der das Fahrzeug zuletzt angemeldet war, ansässig ist. Das hat bloß leider niemand bisher gewusst und zwischen hier und dort liegen mehr als 400 Kilometer. Das alles mit dem Hänger wieder zurück?
Uff
Kleiner Lichtblick nach Studium der Auto-Papiere nicht 420 Kilometer, nur 200. Der Herald war zuletzt in Belgrad gemeldet.
Also Hänger ab und ab nach Belgrad.
Man hatte mir den Tipp gegeben, die Spedition Luka aufzusuchen und sicherheitshalber noch 3 verschiedene Wegbeschreibungen auf den Weg mitgegeben. Kein Navi, kein Plan, keine brauchbare Adresse und verschiedene Wegbeschreibungen in einer fremden Stadt sind hervorragend geeignet, um sich einen oder mehrere Tage zu vertreiben.
Irgendwann war mir die Fahrerei zu blöd und bin bei einem Großhandel für Motorradreifen stehen geblieben.
Der Besitzer dort kannte jemanden, der jemanden kannte usw.
5 Telefongespräche später war ich dann einigermassen gescheiter.
So einfach geht das mit dem Triumph sowieso nicht, weil er 43 Jahre alt ist.
Ein Fahrzeug mit diesem Alter muss vom Nationalmuseum begutachtet und danach von einem Ministerium endgültig für den Export frei gegeben werden.
Erst dann gibts Sepditionspapiere.
Wieder zurück nach Subotica.
19.04. 8 Uhr
Schwacher Versuch bei einem anderen Grenzübergang durch zu huschen. Ich habe es selber nicht geglaubt, wollte mir aber nichts vorzuwerfen haben. Die Aussicht wieder nach Nis fahren zu müssen war ein Albtraum. Leider einer, dem ich nicht entkommen bin.
Der Besitzer nahm freundlicherweise sein Auto zurück und gab mir mein Geld wieder.
20.04 6 Uhr
Wieder zu Hause
Resümee:
Ich habe viele sehr nette Menschen in Serbien kennen gelernt. Alle haben mir im Bereich ihrer Möglichkeiten geholfen. Keine Spur von Abzocke.
Der Strassenverkehr ist etwas gewöhnungsbedürftig. Entweder wird 60 gefahren, oder 160. Verkehrschilder dienen scheints eher der Belustigung.
Wirklich gefährlich waren die extrem schlecht beschilderten Spurwechsel bei Baustellen auf der Autobahn. Vor allem Nachts habe ich mir einen LKW gesucht und mich mit etwas Abstand angehängt. Da ich mir oft nicht ganz sicher war, auf welcher Seite der Autobahn ich gerade fahren sollte, habe ich den LKW sozusagen als Rammbock benutzt.
Der Herald ist nicht bis Österreich gekommen.
Letztendlich ein lose lose Situation für alle Beteilgten.
Der Vorbesitzer hätte das Geld fürs Leben gut gebrauchen können, ich hätte das Auto gerne gehabt.
Und der Herald hat eine große Chance verpasst.
Ein Oldtimer ist in Serbien verblieben und die Wahrscheinlichkeit, dass er irgendwann verschrottet wird anstatt restauriert ist sehr hoch. Serben haben für so etwas kein Geld. Der Durchschnittsverdienst liegt je nach Region zwischen 200 und 400 Euro.
Ich bin noch in Kontakt mit dem Verkäufer. Vielleicht, sehr vielleicht gibt es eine Fortsetzung,
Aber das wäre dann eine andere Geschichte.
Motor klingt gut.
Radaufhängungen sehen recht brauchbar aus.
Da ich mit dem Fahrzeug keinen Meter gefahren bin, ist mir der Zustand der Technik nur wenig bekannt.
Der Auspuff ist eine unbekannte Sonderkonstruktion, bestehend aus selbst gebogenem Rohr und unbekannten Töpfen. Klingt aber dicht.
Ah ja. Die Lichter brennen. 🙂
Alles in allem machbar und der Preis des Wagens war ok. Mit Reparatur ist jedoch nicht viel zu holen, da der Rahmen getauscht gehört und dazu das Fahrzeug komplett zerlegt werden muss. Und wenn der Herald schon mal komplett zerlegt ist, kann man ihn auch gleich restaurieren.